Die Grundlage dieser Sozialform sieht die Kirche vor allem in den persönlichen Beziehungen und den sozialen Interaktionen, die sich als unmittelbar religionsproduktiv erweisen: Menschen würden sich vor allem durch die Koppelung von Religion und Geselligkeit für die Kirche interessieren und sich auf Dauer an sie binden. Die Kirchgemeinde vermittelt Vertrauen zur Kirche und zu den in ihr tätigen Menschen, gerade über einen langen, möglicherweise generationenübergreifenden Zeitraum. Die Basis der Lösung des Dilemmas ist da. Eine Pfarrerin versteht die Gemeinde zudem als einen milieuübergreifenden Ort, weil die Wohnorientierung quer zu den Milieus liege. Sie sieht die Kerngemeinde zu Unrecht häufig als borniert, eng und konservativ abgewertet. Bisher nicht aktive Kirchenmitglieder sollen durch die Verbindung von gehaltvoller theologischer Arbeit und Interaktion gemeindenah integriert werden. In diesem Modell nimmt das Pfarramt mit seinen Workshops eine Schlüsselrolle ein.

Die Pfarrpersonen sind die hauptsächlichen Figuren, die sich in der Gemeinde und unter ihren Mitgliedern am besten auskennen. Ehrenamtliches Engagement laufe häufig über diese Angestellten: Oft ist es die Hauptperson, die Mitglieder überhaupt erst anspricht, Verantwortung für die Kreise im Saal zu übernehmen. Oft sind es spezifische Erfahrungen mit diesen Personen, die die dann fast eine Lawine auslösen. Die Kirche stösst an ihre Schranken, überwindet sie und setzt sie neu. das vorgegebene Pensum des Pfarrers gewährleistet eine Sicherheit der gegebenen Betreuung. Durch den Kontakt mit den Pfarrpersonen erweist sich die Kirche als verlässlich, etabliert Konstanz und ermöglicht Vertrauen.

Dieser Ansatz liegt vor allem für Regionen beziehungsweise Sozialräume nahe, die sozial und wirtschaftlich als besonders benachteiligt gelten. Aber nicht nur Ballungsräume und Armutsquartiere mit entsprechendem Konfliktpotenzial in der Grossstadt sind im Blick, sondern auch abgelegenere Gegenden mit weniger Infrastruktur, einem hohen Altersdurchschnitt, hoher Arbeitslosigkeit etc. Selbstverständlich ist der Ansatz aber nicht darauf beschränkt, sondern kann ebenso hinsichtlich gut gestellter Sozialräume bedacht werden. Die katholische Kirche entspricht dem Rahmen, aus dessen Grundlage die vielfältigen Kurse und Schulungen aufgebaut werden können. Ausgewählte Persönlichkeiten arbeiten in diesem Ansatz gemeinsam weiteren Angestellten je nach benötigten und eingebrachten Fähigkeiten. Die Hauptamtlichkeit ist dabei allerdings nicht auf kirchliche Berufe beschränkt, sondern diese sind Mitglieder in einem Team mit unterschiedlichen Berufsgruppen und auch Freischaffenden. Der Beruf muss seine geistliche Rolle in dieser Gesamtkonstruktion finden und gegenüber allen anderen durchsetzen.



Aus grundsätzlichen Überlegungen spricht für das Modell, dass der Religion in seiner angestammten Tradition von seinen Anfängen an eine adaptive Gesellschaft mit gestaltender Sichtweise eigen ist. Diese ist besonders deutlich in der aufgewerteten Umgebung der damaligen Propheten, die das Engagement für eine gerechte Lebenswelt für alle Menschen, insbesondere für die Schwachen fordern, ebenso wird diese Referenz im Handeln aufgenommen. Wie sehr die Leistungen limitiert werden muss immer im Zusammenhang mit den Finanzen und der Unterstützungsbereitschaft, welche die evangelisch-reformierte Kirche aufbringen. Diese Chance entsteht durch die kirchlich sonst eher beklagten Tendenzen, dass die Eigenlogik der Menschen in ihrem Streben um eine erfolgreiche Gestaltung der Biografie zunehmend an die Stelle der Übernahme traditioneller Vorgaben von Kirche als Institution tritt. In Verbindung mit der Zunahme weltlicher Bildung wird dies noch beschleunigt.

Die Verbreitung des Evangeliums wird dann zur Aufgabe aller gläubigen Christinnen und Christen, und mit einer kleinen, aber potenziell folgenschweren Ergänzung erweitert man diese Gemeinschaft auf alle Menschen, denn er postuliert: zur Taufe sind alle eingeladen. Die so gestaltete Sprache der Schrift findet in den drei Modi lehren und lernen statt einer einzigen Idealvorstellung. Finanzielle Schwierigkeiten sind aber in den letzten Jahren zum Glück selten aufgetreten. Da besonders das diakonische Helfen zum Leben in der Geschichte der verfassten Kirche zurückgedrängt worden ist zugunsten von Kultus und Lehre, möchte der Autor hauptsächlich die diakonischen Sichtweise stärken. Kirche möchte er weniger als eine auf sich selbst und ihre Vollzüge bezogene staatsanaloge Institution begreifen denn als Assistenzsystem für die Kommunikation.